Wie alles begann...

©Achim Lerch 2002.

Kritik, Anregungen: lerch@wirtschaft.uni-kassel.de


BMW R75/5

Eine Krankengeschichte

Wie infiziert man sich eigentlich mit dem Motorradbazillus? Wenn ich so in meinen – zugegeben lückenhaften und in der Retrospektive sicher verzerrten – Kindheitserinnerungen krame, so kristallisieren sich ein paar Eckpunkte der Anamnese heraus, welche den Krankheitsverlauf im Nachhinein vielleicht zu erklären vermögen...

Es waren die frühen siebziger Jahre des zurückliegenden Jahrhunderts. Meine Eltern hatten mit Motorrädern nichts am Hut, ein gebrauchter Renault R4 diente als Familienkutsche. Motorräder faszinierten mich – wie eigentlich jeden Jungen von etwa 8 Jahren – trotzdem. An der Wand meines Kinderzimmers hing das aufgeklebte Puzzle eines Rennmotorrades von Honda, auf dem Schulhof wurde Motorrad-Quartett gespielt, wobei die Spielkarten die ganze damalige Modellpalette nebst technischen Daten zeigten, und die Königin unter all meinen Matchboxautos war das Spielzeugmodell einer BMW R75/5. Und wenn am Samstag der Nachbar seine alte BMW (mit Doppelsattel, ich glaube eine R50 oder R69) aus der Garage holte und mit seinem Sohn (der muss so um die 14 gewesen sein) zur Tour startete, schauten wir anderen neidisch hinterher...

Honda CB750Eines Tages dann, und diesen Tag werde ich wirklich nie vergessen, erfüllte sich dann ein Wunschtraum. Der Vater von Klaus, meinem damaligen bestem Kumpel, besaß zwar auch kein Motorrad, war aber Ingenieur beim TÜV. Und an jenem Tag musste er aus was weiß ich für Gründen eine ausgedehnte Probefahrt mit einer Honda CB 750 machen – zu jener Zeit ein, wenn nicht das Traummotorrad. Und damit kam er zu uns in die Siedlung und fuhr mit jedem aus der Clique eine Runde um den Block. Ich spüre bis heute das Kribbeln in den Füßen, das die vibrierenden Fußrasten verursachten, erinnere mich gut an die Euphorie, die die ersten Schräglagen auslösten und weiß noch ganz genau, wie ich nach der Runde von der Honda abstieg: Enttäuscht, weil es so schnell vorbei war, aber stolz wie ein König.

An diesem Tag muss es wohl passiert sein, da bin ich mir sicher. Und auch wenn die staatliche Gesundheitsfürsorge in Form der Führerscheinregelungen eine lange Inkubationszeit bewirkte, so brach die Krankheit kurz vor dem 15. Geburtstag mit dem Kauf des Hercules-Mofas doch endgültig aus. Natürlich wurde mit 16 der Führerschein gemacht, das Mofa wieder verkloppt und die Kreidler angeschafft...

Bilder: Oben: Eine R75/5 - mit ihr fuhr ich die ersten Touren. Auf dem Kinderzimmerteppich...(Bild von der BMW-Homepage)
Unten: Auf der Honda CB750 fuhr ich die ersten Meter als Sozius (Bild von der CB-Homepage von Reinhard Hopp)


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